Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Der Harzer Brotbaum

Die Fichte und der Harz

Die Brockenkuppe gesäumt von Fichten. Foto: VDN/Kerstin Stein

… sind untrennbar miteinander verbunden: In den Höhenlagen und vor allem im Westen des Harzes ist die Fichte Picea abies allgegenwärtig. Für die Bewohner des Harzes sind Borkenkäfer, Forstwirtschaft und regionale Geschichte wohl untrennbar mit dem heimischen Baum verbunden.

Fichte und Geschichte

Wollen wir über die Fichte oder ganz allgemein über die Harzer Wälder berichten, müssen wir sehr weit in der Geschichte zurückgehen. Der Mensch hat mit seiner Siedlungs- und Nutzungsgeschichte die Harzer Wälder komplett verändert. Der Abbau und die Verhüttung von Erzen im Harz begannen nach neueren Schätzungen schon im ersten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung. In den folgenden Jahrhunderten sollte es zum weiteren Erblühen des Bergbau- und Hüttenwesens im Harz kommen. Kupfer-, Silber- und Zinkerze locken weitere Siedler in den Harz. Große Teile der Harzer Wälder fielen der Köhlerei zum Opfer, wurden in Häusern und Gruben verbaut und in Kochstellen verfeuert.

Mensch und Fichte

Nicht nur im Harz ein vertrauter Anblick: Über die Hälfte des deutschen Waldes besteht aus angepflanzten Nadelforsten. Foto: Die Brockenkuppe gesäumt von Fichten. Foto: VDN/Kerstin Stein

Die drastische Übernutzung der Harzer Wälder führte zu einem wiederkehrenden Mangel des Rohstoffes Holz. Um einen anhaltenden Holz-Nachschub sicherzustellen, entwickelte sich um 1750 die Idee der nachhaltigen Forstwirtschaft - Voraussetzung für den Siegeszug der Fichte. Ihr schnelles Wachstum stellt heimische Laubbäume in den Schatten. Auch als Grubenholz hatte die Fichte einen klaren Vorteil: Verschiebungen in den Gängen und starke Belastung zeigte das Fichtenholz durch Knarzen an - ein sicheres Zeichen für den Bergmann, auf der Hut zu sein. So pflanzten und förderten die Bewohner der Harzes Fichten über Jahrhunderte.  Heute ergibt sich daraus folgendes Bild: Rund 60 % der Harzer Wälder sind Fichten-Gebiet, natürlich wären es jedoch gerade einmal 5 %!

Fichte und Käfer

Wind, Schnee und der Fichtenborkenkäfer setzen der Fichte im Harz zu. Entstandene Störflächen ermöglichen heimischen Laubbäumen, Terrain zurückzuerobern. Foto: VDN/S. Pätow

Verwandelt der Mensch die Wälder in Fichtenmonokulturen, lassen die negativen Konsequenzen nicht lang auf sich warten: Fichtenforste sind anfälliger für Schneebruch, Windwurf und Schädlingsbefall. Die Bodenqualität leidet. Artenvielfalt und natürlicher Wasserhaushalt verändern sich. Wiederkehrender, massiver Borkenkäferbefall  durch den Achtzähnigen Fichtenborkenkäfer Ips typographus führt uns die „Krankheit“ der Harzer Fichtenforste vor Auge. Im Harz findet nun eine Abkehr von den Fichten-Monokulturen statt. Die Rückkehr der Buche wird z. T. gezielt gefördert. Der Waldumbau wird jedoch noch mehrere Fichten-Generationen dauern.

Harzfichte und Neu-Fichte

Ein Fenster zum Brocken. Wind und Wetter schaffen bizarre Baum-Formen. Lässt der Mensch diese natürliche Dynamik im Wald zu, entsteht vielfältiger Lebensraum. Foto: VDN/S.Grieger

Ohne menschliches Zutun würden wir die Fichte in Höhenlagen ab rund 700 bis 800 m und auf nährstoffarmen, sauren Böden antreffen. Sie ist gut an diese Böden und das raue, regenreiche Klima angepasst. In niedrigeren Lagen würde dann die Buche zunehmend die Oberhand gewinnen. Im Harz hat sich über die Jahrtausende eine eigene „Brocken- oder Harzfichte“ herausgebildet, die durch ihre Wuchsform perfekt an die rauhen Bedingungen angepasst ist. Wind und Wetter schaffen bizarre Baumformen rund um die Harzer Bergkuppen. Durch das Einbringen von Fichten aus anderen Regionen ist die „Harzfichte“ heute in der Unterzahl.

Harzfichte und Nationalpark

Nationalpark Harz, als Teil des Naturparks Harz/Sachsen-Anhalt, ist die „Harzfichte“ heute noch an  ihrem ursprünglichen Standort zu bewundern: z. B. auf dem Gipfel des Brockens, der Heinrichshöhe sowie auf dem Im Königsberg. Wegen ihrer Bedeutung als Lebensraum für viele heimische Pflanzen und Tiere und ihrer Einmaligkeit für Europa sind diese natürlichen Fichtenwälder besonders geschützt: Die FFH-(Fauna/Tiere-Flora/Pflanzen-Habitat/Lebensraum)-Richtlinie stellt die natürlichen Harzer Fichtenwälder unter besonderen europäischen Schutz. Neben den natürlichen Fichtenwäldern zeichnet sich der Nationalpark Harz durch eine Vielzahl weiterer, schützenswerter Lebensräume aus: Moore, Auwälder, Felslebensräume uvm. bilden ein vielfältiges Mosaik. Sie sind das Zuhause zahlreicher typischer, seltener oder bedrohter Tier- und Pflanzenarten. Der Nationalpark Harz in Niedersachsen und Sachsen-Anhalt ist Teil des europäischen Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000.

Im Nationalpark Harz kommen seltene und schützenswerte Lebensräume wie natürliche Fichtenwälder und Moore vor. Im Bild ist das Torfhausmoor zu sehen. Foto: Wikimedia Commons/Lanzi

Nadel und Baden

Steht eine Badewanne im Haus, ist die Fichte vielleicht auch schon durch ihre beruhigende, wärmende und schlaffördernde Wirkung bekannt. Zahlreiche Badezusätze bestehen aus Fichtennadeln. Bäder mit Fichtennadelzusatz sollen Stress und Erschöpfung lindern und auch bei Husten und Rheuma heilsam sein. Ganz einfach können Sie auch Ihren eigenen Fichten-Badezusatz herstellen:

  • 3 bis 5 kleine Fichtenzweige zerhacken
  • in einem Liter Wasser Fichten-Häcksel  für 10 Minuten kochen
  • Sud nach 10 Minuten filtern und zum Badewasser zugeben