Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Wappentier, Zeigerart und Gaumenfreude

Das charakteristische Muster einer Bachforelle. Foto: Werner Fiedler

Die Bachforelle

… Salmo trutta fario ist sowohl dem Naturfreund, dem Ortsverbundenen als auch dem Gourmet wohl bekannt. Sie schwimmt nun wieder zahlreich in den Oberläufen klarer Harzer Gewässer, ist Wappentier für den Landkreis Harz und die Stadt Wernigerode und auch Gaumenfreude auf „Müllerin Art“. Wo kommt sie her? Die Bachforelle im Harz ist mit der atlantischen Forelle verwandt. Im Vergleich zu anderen Forellen-Populationen wandern die Harzer Bachforellen jedoch nicht mehr zum Meer, sondern verbringen ihr komplettes Leben in heimischen Gewässern. Auf dem dunklen Rücken der Bachforelle zeichnen sich markante, weißumrandete rötliche Punkte ab. Je nach Nahrungsangebot und Umweltbedingungen kann der Fisch sehr unterschiedlich groß und schwer werden: von 20cm bis über 60cm und von 250g bis 1.000g. Der Raubfisch ernährt sich von Insekten, Insektenlarven, Schnecken und Krebsen. Ist die Bachforelle ausgewachsen, sind auch kleinere Fische, Frösche und sogar Mäuse nicht mehr vor ihr sicher.

Stromaufwärts von Thale ist die Bode Forellenregion. Foto: RVH/Anne Schäfer

Wo lebt sie?

Der schlanke, langgezogene Körper verrät uns viel über den Lebensraum der Bachforelle: Als Charakterart der sogenannten Forellenregion fühlt sie sich in den klaren, strömungs- und sauerstoffreichen und kühlen Oberläufen der Flüsse zu Hause. Zum Laichen ist sie zudem auf geeignetes, grobes Bodensubstrat wie Kies angewiesen. Die Bachforelle zeigt ein ausgeprägtes Revierverhalten: Geeignete Gewässerabschnitte werden bezogen und verteidigt. Um gegen Fraßfeinde geschützt zu sein, müssen Büsche und Bäume am Ufer als Versteckmöglichkeiten vorhanden sein.

Was sagt sie uns?

Durch ihre vielfältigen Ansprüche an ihren Lebensraum zeigt das Vorkommen der Bachforelle einen guten und naturnahen Zustand des Gewässers an. War der Fisch einst weit verbreitet in den Gewässern Sachsen-Anhalts, ging der Bestand im letzten Jahrhundert bis in die 80er Jahre dramatisch zurück. Die übermäßige Einleitung von Nähr- und Schadstoffen in die Gewässer, Wanderhindernisse wie Staumauern, der Verbau und die Begradigung der Flüsse raubten der Bachforelle Lebensraum. Die Anstrengungen zur nachhaltigen Gewässernutzung und zum Gewässerschutz tragen erste Früchte: Die Bachforelle lebt heute wieder in den Oberläufen von Bode, Selke, Wipper und Thyra und kommt hier bis zu einer Höhe von 800 m vor. Viele Anglervereine haben zudem zusätzlich ortsfremde Bachforellen in die Harzer Gewässer eingebracht.

Rot markiert erstreckt sich das FFH-Gebiet Harzer Bachtäler entlang der zahlreichen Bäche, Bergwiesen und -täler zwischen Benneckenstein, Schierke und Königshütte. Kartenausschnitt: Sachsen-Anhalt Viewer, LVermGeo LSA, 2014

Wo können wir sie beobachten?

Zwischen Schierke, Benneckenstein und Königshütte prägen die Harzer Bergbäche das Landschaftsbild: Rappbode, Warme Bode, Spiel-, Damm-, Schiefer-, Aller-, Schmiede-, Ebers-, Ochsen- und Fahnenbach sind umgeben von Bergwiesen und –wäldern. In und an den klaren Bächen wachsen vielfältige Wasserpflanzen wie der Flutende Hahnenfuß, der Haken-Wasserstern sowie zahlreiche Wassermoose. Diese Gewässer haben eine besondere Bedeutung als Lebensraum(Habitat) für heimische Pflanzen(Flora) und Tiere(Fauna). Als sogenanntes FFH-Gebiet sind die Harzer Bachtäler ein Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000. Neben der Bachforelle finden auch weitere, seltene und geschützte Fischarten wie die Groppe und das Bachneunauge hier rar gewordenen Lebensraum.

Was hat die Forelle mit dem Harz zu tun?

Wikimedia CommonsWikimedia Commons

Der Fisch und die Fischerei spielten bereits im Mittelalter eine große Rolle für den Harz. Die Teichwirtschaft wurde vielerorts von den Klöstern begründet. So sind die bekannten Fischteiche bei Veckenstedt der Verdienst der Mönche aus dem Ilsenburger Kloster. Neben der Fischerei symbolisiert der Fisch zudem den Auftrag der christlichen Missionierung. Der Fischer und spätere Apostel Petrus soll hierfür den Grundstein gelegt haben. Eine andere Erklärung für die Verwendung des Fischsymbols: in Zeiten der Christenverfolgung galt der Fisch als geheimes Erkennungsmerkmal der Christen. Die einzelnen Buchstaben des griechischen Wortes für Fisch „Ichthys“ sind zudem gleichzeitig Anfangsbuchstaben eines Glaubensbekenntnisses. In zahlreichen Harzer Wappen und historischen Siegeln begegnet uns die Forelle. So tragen z. B. der Landkreis Harz und die Stadt Wernigerode den Fisch als Wappentier. Die Grafen von Wernigerode hatten den Auftrag, die Region zu missionieren. Der Fisch taucht erstmals 1239 in ihrem Siegel auf.

Wie schmeckt die Forelle am besten?

Im Restaurant landet heute zumeist die aus Amerika eingeführte Regenbogenforelle auf unserem Teller. Wird Bachforelle angeboten, stammt diese zumeist aus regionalen Fischzuchten. Für die heimische Zubereitung der Bachforelle „Müllerin Art“ hier einige Tipps:

  1. die Forelle entschuppen und ausnehmen, bei Bedarf die Flossen abtrennen
  2. den Fisch waschen und vorsichtig trockentupfen
  3. den Saft einer halben Zitrone auf die Bachforelle träufeln, den Fisch innen und außen salzen und danach fünf bis 10 Minuten ruhen lassen
  4. die Forelle in etwas Mehl wenden
  5. anschließend in heißem Bratenfett goldbraun von beiden Seiten anbraten, am Ende etwas Butter hinzugeben
  6. Fisch auf dem Teller anrichten
  7. etwas Zitronensaft und kleingehackte Petersilie zum Bratenfett geben und mit dem Fisch servieren
  8. den Fisch mit frischer Petersilie und Zitrone garnieren und mit Salzkartoffeln reichen

Guten Appetit!