Der Pinguin unter den Singvögeln

Die Wasseramsel Cinclus cinclus taucht und schwimmt behände in den schnellströmenden Harzer Bergbächen. Hier vollführt sie bereits im Winter auf dem Eis ihre knicksenden Balztänze. Sie ist ein Gütesiegel klarer Gewässer und das ganze Jahr über gut zu beobachten.
Federkleid
Die starengroße Wasseramsel ist etwas kleiner als die bekannte Amsel. Kehle, Hals und Brust sind leuchtend weiß gefärbt. Mit den kurzen, kräftigen Flügeln kann sie auch tauchen und schwimmen. Kein anderer heimischer Singvogel ist dazu in der Lage! Mit ihren starken Füßen kann sie sich selbst in erheblicher Strömung am Boden festklammern und fortbewegen. Auch ihre schweren Knochen und die Bürzeldrüse zum Imprägnieren des Gefieders helfen ihr im nassen Element zu leben. Anders als ihr Name vermuten lässt, ist der Zaunkönig der nächste Verwandte der Wasseramsel.

Wasseramselland
In und an den klaren und schnellströmenden Bächen und Flüssen im Harz ist sie zu Hause. Hier, in der sogenannten Forellenregion, teilt sich der Vogel den Lebensraum mit der namensgebenden Bachforelle sowie der Gebirgsstelze. Tauchend und schwimmend geht der Vogel auf die Suche nach Wasserinsekten wie Köcherfliegenlarven, Würmern und Schnecken. Auch bei der Balz zeigt die Wasseramsel ein besonderes Verhaltensrepertoire: Das Männchen versucht das Weibchen mit eindrucksvollen Imponierflügen, -tauchgängen, Tänzen und Gesang zu betören. Stimmt das Weibchen in den Hochzeitsgesang ein und akzeptiert die dargebotenen Speisen, steht der Familiengründung nichts mehr im Wege. Allerdings sind Möglichkeiten zum Nestbau in Felsnischen und an Steilufern rar geworden.
Wasseramsel und Bodetal

Einst verschmutzte das Eisenhüttenwerk in Thale das Wasser der Bode so stark, das nur wenige Wasseramseln flussaufwärts überleben konnten. Heute, nach Schließung des Werkes, brüten viele Wasseramselpaare auch wieder stromabwärts. Der Vogel gilt als Gütesiegel sauberer, strukturreicher und naturnaher Gewässer. Auch in Städten wie Quedlinburg kann die Wasseramsel wieder beobachtet werden.
Zwischen Thale, Friedrichsbrunn, Stiege und der Rappbodetalsperre erstreckt sich das Fauna (Tiere) – Flora (Pflanzen) – Habitat (Lebensraum) – Gebiet „Bodetal und Laubwälder des Harzrandes bei Thale“. Hier werden selten gewordene Lebensräume wie Buchen- und Eichenwälder, Schlucht- und Hangmischwälder, Felslebensräume sowie Flüsse geschützt. Spanische Flagge, Bachneunauge, Wasseramsel und Wanderfalke sind hier zu Hause. Zusammen mit den EU-Vogelschutzgebieten bilden die FFH-Gebiete das europäische Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000. Es erstreckt sich bereits auf einem Fünftel der europäischen Fläche und auf rund 11 % der Landesfläche von Sachsen-Anhalt.
NATURA Tipp Bodetal
Der NATURA Tipp 4 „Bodetal und Laubwälder des Harzrandes bei Thale“ beschreibt eine Rundtour. Sie führt uns auf dem Harzer-Hexen-Stieg nach Treseburg und über den Wilhelmsblick und die Roßtrappe zurück an den Ausgangspunkt der Wanderung bei Thale. Die kostenfreie Broschüre ist z. B. in der Bodetal-Information in Thale, im Berghotel Roßtrappe, in der Seilbahnstation sowie in der Geschäftsstelle des Regionalverbandes Harz und im Shopbereich unter www.harzregion.de erhältlich.
Wasseramsellied
Neben dem auffälligen Knicksen nutzt der Vogel seine Stimme zur Kommunikation. Der vielfältige und charakteristische Gesang ist das ganze Jahr über zu vernehmen und kann hier nachgehört werden: http://www.vogelwarte.ch/wasseramsel.html.Ein interessanter Film stellt das Schutzgebietsnetzwerk Natura 2000 in Sachsen-Anhalt vor. Auch die Wasseramsel wurde mit einmaligen Aufnahmen eingefangen. Der Film kann unter http://www.lau.sachsen-anhalt.de/startseite/naturschutz/wanderaustellung-und-film-natura-2000/ bestellt werden.