Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Ein scheuer Begleiter heidnischer Götter

Über den ausgedehnten Wäldern rund um Stolberg kreist er nun wieder: der Schwarzstorch Ciconia nigra. In den alten Buchenwäldern, durchzogen von Bächen, findet der scheue Storch Brut- und Lebensraum. Früher galt er als Begleiter Odins und Verkünder von Krankheit und Unheil. Heute zeichnet er naturnahe Landschaften aus. 

 

Zu unserem Bild: Zur Paarungszeit leuchten der Schnabel, die Augenpartie sowie die Beine des Schwarzstorchs besonders rot. (Foto: VDN/Reiner Jacobs)

Sensibel und ruhebedürftig

Anders als sein weißer Verwandter hält sich der Schwarzstorch vom Menschen fern. Er brütet und lebt gut versteckt in großen, unzerschnittenen Waldgebieten. In alten Laubbäumen baut der Schwarzstorch sein ausladendes Nest. Gegenüber Störungen durch den Menschen reagiert er sehr sensibel. Rund um bekannte Nester werden daher Horstschutzzonen eingerichtet. In Bächen und auf Feuchtwiesen sucht er nach Nahrung. Insekten, Frösche und Fische stehen auf dem Speiseplan.

Zu unserem Bild: Die starken Kronen alter Rotbuchen oder Eichen werden gern als Nistplatz verwendet. (Foto: VDN/G.Schweidler)

Wandern und bauen

Von März bis April kehren die Schwarzstörche aus ihren Überwinterungsgebieten in Afrika südlich der Sahara zu uns zurück. Meist treffen die Männchen zuerst an den angestammten Brutplätzen ein. Ist noch kein Nest vorhanden, beginnt der Storch sogleich mit dem Nestbau. Kommt schließlich auch das passende Weibchen hinzu, markiert das Storchenpaar mit Schauflügen das Brutrevier. Nach der Jungenaufzucht verlassen die Vögel bereits von August bis September das Gebiet, wo sie flügge geworden sind. Die Altvögel beginnen zumeist erst etwas später mit dem Zug in die Überwinterungsgebiete.

 

Mythen und Sagen

Im Gegensatz zum Weißstorch eilte dem Schwarzstorch lange ein schlechter Ruf voraus. Für die alten Germanen galt er als dunkler Begleiter Odins. Der Volksglaube brachte den Vogel mit Krankheit und Unheil in Verbindung. Heute zeichnet sein Vorkommen die Wälder als naturbelassen aus. Der Schwarzstorch ist auf der Grundlage der EU-Vogelschutzrichtlinie geschützt. Für seinen Fortbestand müssen geeignete Schutzgebiete ausgewiesen werden.

 

Zu unserem Bild: Kleine Fische zählen zur Leibspeise des Schwarzstorchs. (Foto: VDN/Eike Mross)

Rund um Stolberg

Rund um Stolberg erstreckt sich ein großes Natura 2000-Gebiet. Wegen seiner Bedeutung für die heimische biologische Vielfalt ist es gleich mehrfach ausgezeichnet worden: Im Fauna (Tierwelt) – Flora (Pflanzenwelt) – Habitat (Lebensraum)-Gebiet „Buchenwälder um Stolberg“ werden die Buchenwälder sowie Bäche und Wiesen geschützt. Seltene Tiere wie Bergmolch, Großes Mausohr, Haselmaus und Wildkatze sind hier heimisch. Die Vogelwelt ist vergleichbar vielfältig: Schwarzstorch, Raufußkauz, Grau- und Schwarzspecht kommen im deckungsgleichen EU-Vogelschutzgebiet vor.

 

NATURA Tipp 1

Auch der Rothirsch ist ein typischer Bewohner der Stolberger Wälder. Sein Röhren ist im Herbst unüberhörbar. Ein Hirschdenkmal erinnert unweit des Schlosses an das Grafenhaus der Stolberger. Das Tier ziert auch den Titel des NATURA Tipps 1. Mit knappen Texten und faszinierenden Fotos erfahren die Leser mehr über das Natura 2000-Gebiet. Die kostenfreie Broschüre beschreibt zwei Rundtouren um Stolberg. Vom Schloss, vorbei am Hirschdenkmal und den Röhrenteich, geht es auf der ersten Wanderung rund um den Zwißelsberg. Auf der zweiten Wanderung erklimmen wir den Großem Auerberg mit dem Josephskreuz. Der NATURA Tipp 1 als Teil einer zehnteiligen Broschürenserie ist kostenfrei bei der Touristinformation in Stolberg, im Naturresort Schindelbruch, im Hotel FreiWerk, im Hotel Beutel Chalet Waldfrieden sowie im Natura 2000-Informationszentrum des Harzes auf Schloss Stolberg erhältlich.

Ein Dokumentarfilm aus der MDR-Reihe „Sachsen-Anhalt spezial“© zeigt beeindruckende Aufnahmen einer Schwarzstorchfamilie in der einmaligen Südharzer Landschaft. Der ca. 30 min lange Film ist gegen eine kleine Spende auf DVD über die Biosphärenreservatsverwaltung Karstlandschaft Südharz zu beziehen (Tel. 034651 2988999, poststelle@bioressh.mlu.sachsen-anhalt.de). 

Zu unserem Bild: Den Titel des NATURA Tipps 1 ziert der majestätische Rothirsch, der neben dem Schwarzstorch in den ausgedehnten Wäldern um Stolberg heimisch ist.