Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Von Göttinen geliebt, von Schafen verbreitet -

das Frühlingsadonisröschen Adonis vernalis

Die geschützte Pflanze ist eng mit der Mythologie verbunden: Der Gattungsname Adonis geht auf eine verhängnisvolle Liebschaft der griechischen Göttin APHRODITE mit dem schönen Jüngling ADONIS zurück. Auch in der römischen Mythologie taucht der schöne ADONIS auf - seine Geliebte ist hier die Göttin VENUS. In beiden Mythen nimmt die Liebe kein gutes Ende: Die griechische Göttin ARTEMIS bzw. der eifersüchtige, römische Gott MARS setzten einen Eber auf ADONIS an, der ihn tötet. APHRODITE bzw. VENUS verwandeln ADONIS daraufhin in eine rotblühende Blume - dem Adonisröschen. Gemeint ist hier das verwandte, rotblühende Sommeradonisröschen Adonis aestivalis, das verstreut an Ackerrändern wächst.

Die großen, leuchtend gelben Blüten sind hierzulande eine Seltenheit geworden. Foto: VDN/Udo Dittmann

Der Sonne entgegen

Von März bis April leuchten vereinzelte, gelbe Sterne auf dem noch kargen Trockenrasen. Die Blütenköpfe des Frühlingsadonisröschen recken sich dabei immer der Sonne entgegen. Das Hahnenfußgewächs kann bis zu 30 cm hoch wachsen; sein unterirdisches Wurzelsystem kann um ein vielfaches länger sein. Die Blätter des Frühlingsadonisröschens sind fein gefiedert.

Wanderschäferei war eine Voraussetzung für die Ausbreitung des Frühlingsadonisröschens. Die giftige Pflanze wird allerdings von Tieren nicht gefressen. Foto: VDN/Wolfgang Ballof

… einst auf dem Vormarsch …

Das Frühlingsadonisröschen ist ursprünglich eine Pflanze der kontinentalen Steppen Sibiriens und dem Altai-Gebirge. Das dortige Klima ist durch geringe Niederschläge, hohe Sommer- und niedrige Wintertemperaturen gekennzeichnet. Um an Grundwasser zu gelangen, helfen der Pflanze ihre langen Wurzeln. Heute finden wir die Pflanze vereinzelt auf Trocken- und Halbtrockenrasen auch in Mittelgebirgen und Gebirgen in Deutschland. Seit dem Ende der letzten Eiszeit gelang dem Frühlings-adonisröschen der Sprung nach Westen. Der Mensch schuf hier durch Waldrodung und Schafzucht und -beweidung neue steppenähnliche Lebensräume. Wanderschäferei sowie die Flüsse als „Transportbänder“ halfen wohl bei der Ausbreitung des Frühlingsadonisröschens.

… nun auf dem Rückzug

Heutzutage gehören Wanderschäfer eher zu den Exoten im Landschaftsbild. Viele traditionell genutzte und beweidete Wiesen liegen brach. Büsche und Bäume erobern nun langsam ihr ehemaliges Terrain zurück. Dadurch geht jedoch auch Lebensraum für Adonisröschen, Wiesenkuhschelle und Co. verloren. Das Frühlingsadonisröschen ist heute selten geworden und in Deutschland besonders geschützt.

Das FFH-Gebiet „Harslebener Berge und Steinholz nordwestlich Quedlinburg“ Foto: RVH/Anne Schäfer

Frühlingsadonisröschen vor der Haustür

Zwischen Halberstadt und Quedlinburg erstreckt sich das Naturschutzgebiet „Harslebener Berge und Steinholz“. Neben Pflanzen (Flora) wie dem Frühlingsadonisröschen finden auch geschützte Tierarten (Fauna) wie Schlingnatter, Neuntöter und Wildkatze hier selten gewordenen Lebensraum (Habitat) wie Kalk-Trockenrasen, Sandrasen und Heiden. Aus diesem Grund sind die Harslebener Berge auch ein sogenanntes Fauna-Flora-Habitat-Gebiet und damit ein Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000.

Erfreuen auch zahlreiche Insekten - blühende Frühlingsadonisröschen. Foto: VDN/Stephan Amm

Einsatz für die Natur

Bis Mitte des 20. Jh. wurden die Harslebener Berge als Schafweide genutzt und waren damit ein optimaler Standort für das Adonisröschen. Mit dem Ende der Beweidung ist dieser Lebensraum bedroht. Für den Erhalt der seltenen Lebensräume in den Harslebener Bergen hat sich ein tatkräftiges Bündnis zusammengeschlossen. Jedes Frühjahr werden im Gebiet bei einem, von Fachpersonal angeleiteten, Arbeitseinsatz Büsche und kleine Bäume entfernt. Auch die traditionelle Schafbeweidung wird im Gebiet gefördert.  Mehr Informationen dazu und zu weiteren Arbeitseinsätzen in der Region gibt es hier.