Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Vom Winde verweht …

Buschwindröschen im Rotbuchenwald (Foto: VDN/BiSuKehler)

Am Boden des Waldmeister-Buchenwaldes leuchtet nun bald ein Teppich weißer Blütensterne. Das Buschwindröschen Anemone nemorosa nutzt die frühlingshaften Sonnenstrahlen, die jetzt noch durch die blätterlosen Kronen der Rotbuchen auf den Waldboden fallen. Verschiedene Insekten besuchen die Blüten um Pollen zu sammeln.  

Je nach Standortbedingungen bildet das Buschwindröschen mit Gelbem Windröschen, Scharbockskraut und Hohlem Lerchensporn einen bunten Blütenteppich. (Foto: VDN/Ursula Meyer)

Der Kälte trotzen

Das zu den Hahnenfußgewächsen zählende Buschwindröschen wird wegen seiner Blütezeit von März bis April zu den Frühblühern gezählt. Im Wald tragen die meisten Laubbäume dann noch keine Blätter. Das für die Entwicklung notwendige Sonnenlicht erreicht den Waldboden. Um die zum Teil noch kühlen, frühlingshaften Temperaturen zu überstehen, hat die Pflanze einen besonderen Mechanismus entwickelt: Bei Kälte wachsen die Außenseiten der Blütenblätter schneller als die Innenseiten und verschließen so die sensible Blüte.

Zu unserem Bild: Das Buschwindröschen nutzt jeden frühlingshaften Sonnenstrahl (Foto: VDN/Jörg Willems).

Energiebündel

Damit die Pflanze im Frühjahr schnell austreiben kann, nutzt sie die in ihrem unterirdischen Rhizom (oder Wurzelstock) gespeicherte Energie. Nach der Blüten- und Samenbildung hat die Pflanze ihren Entwicklungszyklus bereits im Frühsommer vollendet und ausreichend Energie für das nächste Frühjahr gespeichert. Die oberirdische Pflanze vergeht; das Rhizom überdauert bis zum darauffolgenden Jahr.

Zu unserem Bild: Waldmeisterbuchenwald kurz nach der Schneeschmelze nahe dem Forsthaus Bodenschwende. (Foto: Schäfer/RVH)

Fleißige Helfer

Für die geschlechtliche Vermehrung ist das Buschwindröschen auf Ameisen angewiesen. Es animiert die tierischen Helfer durch spezielle Duftstoffe und nahrhaftes Gewebe an den Samen zur Mitnahme und damit zur Ausbreitung. Der Rest der Pflanze enthält jedoch den für Mensch und Tier giftigen Wirkstoff Protoanemonin.

Die Blume im Wind

Die botanische Bezeichnung beschreibt die Eigenschaften der Pflanze: Der Gattungsname Anemone ist vom griechischen anemos abgeleitet. Anemos bedeutet Wind und ist wohl von den zarten Blütenblättern abgeleitet, die im Wind flattern. Nemorosa ist lateinisch und bedeutet schattig oder waldreich. Im Harz ist wegen der weißen Blütenfarbe auch der Name Bottermelksblaume gebräuchlich. Bottermelk ist plattdeutsch für Buttermilch.

Teppich im Rotbuchenwald

Besonders auf gut mit Wasser versorgten und nährstoffreichen Waldböden ist das Buschwindröschen häufig anzutreffen. Da die Ausbreitung der Pflanzen vergleichsweise lange dauert, deutet das Auftreten von dichten Beständen des Frühblühers auf einen historisch sehr alten Wald hin. Das Buschwindröschen ist eine Charakterart des Lebensraumtyps Waldmeister-Buchenwald, der nach der europäischen Fauna (Tiere) – Flora (Pflanzen) - Habitat (Lebensraum) – Richtlinie von 1992 ein zu schützender Lebensraum ist.

Rot markiert ist das FFH-Gebiet „Bodenschwende bei Horla im Südharz“

Wandern im FFH-Gebiet

Nördlich der Orte Rotha und Horla und südlich der Wippertalsperre erstreckt sich das FFH-Gebiet „Bodenschwende bei Horla im Südharz“. Zahlreiche Quellbäche der Wipper durchziehen das Gebiet. Im Frühjahr leuchtet hier vielerorts das Buschwindröschen am Waldboden. Auf den nährstoffreichen Böden herrscht der Waldmeister-Buchenwald vor, auf nährstoffärmeren der Hainsimsen-Buchenwald. Im FFH-Gebiet werden die Buchenwaldlebensräume sowie ihre typischen aber selten gewordenen Bewohner geschützt: Grauspecht, Schwarzstorch und Haselmaus kommen hier vor. Das FFH-Gebiet ist Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000. Ausgehend von den Ortschaften Rotha oder Hola führen mit gelbem Balken markierte Wege in Richtung Forsthaus Bodenschwende, das im FFH-Gebiet liegt. Auch an der Verbindungsstraße zwischen den zwei Ortschaften (L232) zweigt ein Weg zum Forsthaus ab. Der Wanderweg mit dem gelben Balken führt durch das Natura 2000-Gebiet hinab in Richtung Knüppeldamm und Wippertalsperre.