Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Preisträger 2016

 

Park und Garten GmbH Wernigerode

Im Miniaturenpark (Foto: George)

Die Park und Garten GmbH Wernigerode erhält den Naturparkpreis 2016 für ihre barrierefreien Angebote im Bürger- und Miniaturenpark.

Schon bei der Anlage des Bürgerparks zur Landesgartenschau 2006 wurde auf eine behindertenfreundliche Gestaltung geachtet. Das schließt natürlich die entsprechenden Parkplätze direkt am Parkeingang ein. Hier können Rollstühle und auch Bollerwagen kostenfrei ausgeliehen werden. Blindenführhunde sind erlaubt. Bis auf wenige Ausnahmen ist das Gelände durchgängig für Rollstuhlfahrer erfahrbar. Dazu gehören beispielsweise der Großteil der über 80 Themengärten oder auch das Tiergehege. Die Informationstafeln sind so angebracht, dass sie von Rollstuhlfahrern gelesen werden können. Auch die Gaststätte und die Schauwerkstatt im Bürgerpark sind barrierefrei erreichbar. Selbstverständlich gibt es behindertengerechte Sanitäranlagen. Das gesamte Gelände ist mit vielen Sitzmöglichkeiten ausgestattet, so dass je nach Bedarf eine Rast möglich ist. Der Bürgerpark beherbergt auch das Grüne Klassenzimmer, ein Umweltbildungsprojekt des Harzmuseums Wernigerode. Darin können spezielle Angebote für Kinder mit Beeinträchtigungen genutzt werden.

Im Miniaturenpark gibt es zudem Tonsäulen, an denen Informationen per Lautsprecher abgerufen werden können. Blinde und Sehbehinderte können auf Voranmeldung an speziellen Führungen teilnehmen und nur ihnen ist es möglich, die Modelle auch anzufassen und zu ertasten.    

Bürger- und Miniaturenpark sind von April bis Oktober geöffnet und mit öffentlichen Verkehrsmitteln erreichbar. Eine Vielzahl von Veranstaltungen findet von Mai bis Oktober statt. Bei der Planung der Veranstaltungen wird auf eine behindertenfreundliche Ausrichtung geachtet.

Die barrierefreien Angebote sind für Behindertengruppen aus der Nähe und der Ferne attraktiv und werden von ihnen sehr gerne genutzt. Aber auch beeinträchtigte Einzelpersonen kommen gerne in die Parks und sie werden im Hintergrund individuell begleitet, einfach dadurch, dass die Mitarbeiter über Funk miteinander im Kontakt stehen und so auf die betreffenden Personen achtgeben können.

Zum Selbstverständnis der Park und Garten GmbH gehört es übrigens auch, behinderten Menschen einen Arbeitsplatz zu bieten.

In Wernigerode ist die erfolgreiche Nachnutzung des Landesgartenschaugeländes gelungen.

 

Weitere Wettbewerbsteilnehmer

 

Natur live – Einhornhöhle

Zu den schönsten und bedeutendsten Schauhöhlen im Harz gehört die Einhornhöhle nördlich von Scharzfeld. Die natürlichen Gegebenheiten einer Höhle stehen oftmals

einem Besuch von Menschen mit Handicaps entgegen. Das ist in der Einhornhöhle anders. Der ebene Zugang und der durchgehende feste Lehmboden im Inneren bieten gute natürliche Voraussetzungen für einen barrierefreien Höhlenbesuch. Diese galt es im Rahmen des Projektes „Natur live - Einhornhöhle“ auszubauen. Anpassung des Eingangs, Glättung unebener Stellen und der Einbau von Gitterrosten an Gefälle- bzw. Steigungsstrecken gehörten zu den Maßnahmen.

Seither können RollstuhlfahrerInnen und bewegungseingeschränkte Menschen mit ihrem Rollator an der gesamten Höhlenführung teilnehmen. Spezielle Programme wurden für Menschen mit anderen Handicaps entwickelt. So können auch Nichtsehende die Besonderheiten der Höhle erleben. Für alle stehen die in der Höhle stattfindenden Klang- und Meditationsveranstaltungen offen. Speziell angepasste

Gruppentraining-Aktionen für gehandicapte Menschen in dem ungewohnten Ort Höhle gehören ebenfalls zum Programm und werden gerne genutzt. Dabei ist der Besucherkreis nicht nur auf Geh- und Sehbehinderte begrenzt. Geistig behinderte

und psychisch kranke Menschen gehören selbstverständlich auch zu denjenigen, die gerne in die Einhornhöhle kommen. Das Höhlenteam arbeitet mit entsprechenden Einrichtungen zusammen. Und das Personal der Einhornhöhle ist natürlich entsprechend geschult. Das Wegenetz um die Höhle kann teilweise von Rollstuhlfahrern genutzt werden. Der Verein NatKo - Tourismus für Alle Deutschland e. V. hat das Projekt „Natur live - Einhornhöhle“ in seinen Angebotskatalog aufgenommen.

 

Baumwipfelpfad Bad Harzburg

In 26 Metern Höhe sind von dem etwa 1.000 Meter langen Baumwipfelpfad Bad Harzburg grandiose Ein- und Ausblicke in die Natur möglich. Unterwegs gibt es viel zu entdecken und zu rätseln. 33 Erlebnisstationen informieren über die Pflanzen- und Tierwelt, die Holzwirtschaft und die Geschichte der Region. An Hörstationen erzählt beispielsweise die Kiepenfrau aus ihrem beschwerlichen Arbeitsleben oder ein ehemaliger Bergmann berichtet von der gefährlichen Arbeit untertage. Die Geologiestation ermöglicht tiefe Einblicke in die Erdgeschichte. Außerdem sind hier die wichtigsten Harzer Gesteine ausgestellt. Von einigen Stationen aus können durch fest installierte Rohre, die in unterschiedlichen Höhen angebracht sind, Tiere beobachtet werden. Auch wenn es nur Attrappen sind, so ist doch genaues Hinsehen gefordert, um die Tiere im Wald zu entdecken. RollstuhlfahrerInnen und Gehbeeinträchtigte gelangen vom nahe dem Ticketpavillon befindlichen Behindertenparkplatz mit Begleitung zum Eingang des Baumwipfelpfades. Hier gibt es auch ein behindertengerechtes WC. Nach oben führt die Einstiegskrone, in der sich ein hölzener Steg mit 5,8 % Steigung empor windet. Lediglich die oberste Plattform der Einstiegskrone ist nur über eine Treppe erreichbar. An den Erlebnisstationen sind Informationen, Rätsel und ihre Auflösung problemlos vom

Rollstuhl aus zu erkennen. Unterwegs gibt es Sitzmöglichkeiten und auch überdachte Abschnitte bzw. Plattformen. Wer Hilfe benötigt, kann sich an das Personal wenden.

Das Team des Baumwipfelpfades bietet verschiedene Erlebnistouren und thematische Führungen für unterschiedliche Gruppen an. Besondere Veranstaltungen, von Konzerten bis zu Lesungen, runden das Angebotsprogramm ab. Die ständige Weiterentwicklung der Angebote ist auf die Bedürfnisse der Gäste ausgerichtet.

 

Bergwiesenportal Hohegeiß

Ein Kleinod des Naturparks Harz sind die Bergwiesen. Sobald sie in voller Blüte  stehen, erfreuen sie uns mit ihrer Farbenpracht. Bergwiesen sind wichtiger Lebensraum für die typischen Pflanzen- und Tierarten. Entstanden sind sie im 15./16. Jh., als die Harzer Bergleute im Nebenerwerb Landwirtschaft betrieben haben. Die Bergwiesen gehören also zum kulturellen Erbe der Harzregion. Um die Bedeutung der Bergwiesen in den öffentlichen Fokus zu rücken, wurde im Oktober 2014 in Hohegeiß ein Bergwiesenportal mit anschließendem Rundweg eingerichtet. Dazu gehören im Bereich des Portals Schaubeete sowie fünf Informationstafeln und entlang des Rundweges sieben Informationstafeln. Der Rundweg ist in den Kurpark integriert. Die Tafeln geben Auskunft über z. B. Entstehung, Nutzung sowie Schutz und Pflege der Bergwiesen. Auch wenn die natürlichen Verhältnisse durch das Höhenprofil – Hohegeiß liegt immerhin auf 570 bis 642 m ü. NHN – nicht unbedingt für ein rollstuhlgerechtes Angebot sprechen, ermöglicht das Bergwiesenportal samt Rundweg doch barrierearme Naturerlebnisangebote. Sämtliche Informationstafeln

sind so eingerichtet, dass sie vom Rollstuhl aus gelesen werden können. Auch die Schaubeete können durch ihre hügelige Modellierung weitestgehend eingesehen werden. Der Rundweg ist bis zur Informationstafel VI gepflastert. Der Rückweg wird über die Hindenburgstraße empfohlen. Bänke, sowohl am Portal als auch am Weg, laden zum Verweilen ein. RollstuhlfahrerInnen, die den Bergwiesenpfad komplett

erfahren möchten, wird eine hilfreiche Begleitung empfohlen. Unweit des Bergwiesenportals befindet sich die Touristinformation. Sie ist ebenfalls für RollstuhlfahrerInnen zugänglich. Dort gibt es eine behindertengerechte Sanitäranlage.

 

Text: Christiane Linke

Faltblatt zum Naturpark-Wettbewerb 2016 als pdf