Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Stadt Harzgerode für den Luisentempel bei Alexisbad

Luisentempel bei Alexisbad

Thema: Denkmäler als Wanderziele 

Entlang des Klippenweges zwischen Alexisbad und Mägdesprung reihen sich mehrere reizvolle Aussichtspunkte. Hier hat sich die Selke besonders tief eingegraben, hier zeigt sich die Landschaft besonders dramatisch. Zu diesen Aussichtspunkten gehört ein Felsplateau gegenüber der ehemaligen Klostermühle Hagenrode. Auf dem Plateau steht der Luisentempel. Es ist ein Monopteros, ein Rundtempel mit Säulenkranz. Dieser Bautyp wurde im Barock und Klassizismus gern als Gartenpavillon verwendet, beispielsweise im Wörlitzer Park oder im Englischen Garten in München. Am Selketalhang über Alexisbad steht der Tempel als Blickpunkt in der freien Landschaft, die in ihrer wilden Schönheit als "Parkersatz" dient.

Der Rundtempel ist benannt nach der Tochter des Herzogs ALEXIUS FRIEDRICH CHRISTIAN VON ANHALT-BERNBURG, der 1810 die ersten Kurhäuser nahe der hier aus mehreren Stollen austretenden jod-, flour- und eisenhaltigen Wasser errichten ließ und Alexisbad seinen Namen gab. Zu Ehren von Prinzessin WILHELMINE LUISE und zu ihrem Gedenken wurde der kleine Tempel errichtet, dessen Kuppel von sechs ionischen Säulen getragen wird. Säulen und Kapitelle sind nicht aus Naturstein gearbeitet, sondern in der Eisenhütte in Mägdesprung gegossen worden. Der Luisentempel ist damit gleichzeitig ein Zeugnis der Industriegeschichte der Region. Die Inschrift im Kopfband lautet "Luisen gewidmet MDCCCXXIII". Der 1987 zusammengefallene Tempel wurde nach seiner Restaurierung 1992 auf dem mit schwerem Gerät kaum zugänglichen ursprünglichen Standort wieder aufgebaut.

Weitere Wettbewerbsbeiträge


Lutherdenkmal in Mansfeld

1483 kam der Bergmann Hans Luther nach Eisleben, wo am 10. November sein Sohn das Licht der Welt erblickte. Er wurde am darauf folgenden Tag, dem Martinstag, auf den Namen des Tagesheiligen getauft. Seine Kindheit verbrachte Martin Luther in Mansfeld. In Wittenberg erlangte der spätere Mönch 1512 die Doktorwürde. Dort schlug er 1517 seine Thesen an die Schlosskirche. Der Reformator blieb dem Mansfelder Land lebenslang verbunden und starb am 18. Februar 1546 in seinem Geburtsort. Nachdem die Stadt Wittenberg 1821 dem Reformator ein Denkmal errichtet hatte, 1883 Eisleben dem berühmten Sohn ein Denkmal setzte, erhielt auch Mansfeld 1913 ein Denkmal: den Lutherbrunnen. Der zu seiner Zeit bekannte Schkopauer Bildhauer Paul Juckoff stellte in die Mitte eines Brunnenbeckens einen dreiseitigen Obelisken aus Kirchheimer Kalkstein. Jede seiner drei Seiten stellt auf bronzenen Relieftafeln Szenen aus Luthers Leben dar. "Hinaus in die Welt", die erste Tafel zeigt, wie Luther als Knabe aus dem Elternhaus zieht. Stadt und Schloss Mansfeld sind im Hintergrund abgebildet. "Hinein in den Kampf ", das zweite Relief stellt Luther bei seinem Thesenanschlag in Wittenberg dar. Auf dem dritten Relief "Hindurch zum Sieg!" vertritt Luther seine Thesen auf dem Reichstag zu Worms. Das Denkmal wird von dem drachentötenden Heiligen Georg, dem Schutzpatron der Stadt Mansfeld, bekrönt. Neben dem Lutherbrunnen weist Mansfeld authentische Orte aus Luthers Lebenszeit auf: das vermeintliche Elternhaus mit einem kleinen Museum, seine Schule und die im Mittelpunkt der Altstadt gelegene Kirche St. Georg, in der Luther wiederholt predigte. Und auch die Burg der Grafen von Mansfeld ist einen Besuch wert.

Informationen:
www.mansfeld-lutherstadt.de

Environment „Auflösung Eiserner Vorhang“ bei Abbenrode

Die friedliche Revolution der DDRBürger überwand die Teilung Deutschlands: Am 11. November 1989 war der "Eiserne Vorhang" - die innerdeutsche Grenze - am Nordharzrand bei Stapelburg durchbrochen worden. Von da an dauerte es nicht mehr lange, bis die allermeisten baulichen Zeugnisse wie Grenzsäulen, Zäune, Panzersperren oder Wachtürme beseitigt waren. Die Beseitigung der baulichen Überreste löschte materielle Spuren der Geschichte, nicht jedoch Verwerfungen in der individuellen und kollektiven Psyche. Die Verarbeitung und Heilung der Teilung bedarf längerer Zeiträume. Die Kultur der Erinnerung wird durch Zeitzeugnisse unterstützt. Hier setzt das Projekt des Wernigeröder Künstlers Claus Christian Wenzel und einer Ideengemeinschaft an: Zwischen Vienenburg (Niedersachsen) und Abbenrode (Sachsen-Anhalt) vergegenständlichten sie das Verschwinden des "Eisernen Vorhanges" mit zehn abstrahierten Stahlelementen, die an Segmente der Betonmauern in Berlin oder auf dem Brocken erinnern. Sechs dieser Elemente befinden sich seit dem 1. Juni 1996 an der zeitgleich eröffneten Schienenverbindung Vienenburg - Ilsenburg und erinnern die Reisenden an die Geschichtlichkeit des Ortes. Die anderen Elemente zeichnen mit jeweils verdoppeltem Abstand die Grenzlinie bis Abbenrode nach. Sie bilden ein räumlich-gedankliches Kontinuum, das sich schließlich wie der ehemalige Grenzzaun im Nichts verliert. Dieses besondere Denkmal nahe der Stelle, wo die Eisenbahnbrücke südlich von Wennerode das Flüsschen Stimmecke quert, ist auf dem ehemaligen Kolonnenweg - dem einzig verbliebenen baulichen Zeugnis der innerdeutschen Grenze - gut zu Fuß erreichbar.

Informationen:
www.vg-nordharz.de

Denkmal Grube Volkmar bei Hüttenrode

Die Geschichte der Harzregion ist geprägt vom Bergbau. Zwar schloss im Jahr 2007 das letzte Bergwerk im Harz, doch Bergmanns-, Hütten- und Knappenvereine halten die Tradition der Bergleute am Leben. Die Umstände des tragischen Todes von acht Bergleuten der Eisenerzgrube Volkmar erforschte Lothar Tomaszewski. Über 100 Jahre lang schien amtlich festzustehen, dass ein Verbrechen am 16. März 1893 zu einer Explosion im Zechenhaus führte. War der Fahrhauer, der bei der Explosion selbst ums Leben kam, tatsächlich ein Mörder? Die neueren Untersuchungen kommen zu einem anderen Schluss: Es war kalt an den Tagen Mitte März 1893. Dynamit, ein Sprengstoff der bereits bei + 8 °C gefriert, musste handhabbar gemacht werden. Zu diesem Zweck kamen die Sprengpatronen in ein spezielles Gefäß, das auf dem Ofen des Zechenhauses aufgewärmt wurde. Während des Prozesses entwichen dem Sprengstoff Gase. Als dann ein Windstoß ins eiserne Rauchabzugsrohr fuhr und Flammen durch die Spalten der Ofenklappe mit den Gasen in Berührung kamen, detonierte der Sprengstoff. Kein Mord also, sondern ein tragischer Arbeitsunfall. Zu den vielen Opfern kam es aufgrund einer Pflichtverletzung, denn die Vorschriften zum Handhabungssichermachen des Sprengstoffs forderten einen sicheren Abstand der Arbeiten von Gebäuden und Sprengstofflagern und die Hinzuziehung nur eines Helfers! Der Bergverein zu Hüttenrode errichtete 2007 zum Gedenken an die Kumpel im Klostergrund zwischen Kloster Michaelstein und Eggeröder Brunnen das Denkmal: ein vier Tonnen schwerer Obelisk mit aufgesetzter Tafel. Durch den Klostergrund ( ) führt der Wege Deutscher Kaiser und Könige des Mittelalters.

Informationen:
www.blankenburg.de

Klage- und Rügegericht zu Volkmannrode

Von Tilkerode oder Stangerode aus ist es ein lohnendes Wanderziel. Nahe der Mündung der Wiebecke in die Eine, nordwestlich L228 auf einer Anhöhe in alten Bäumen versteckt, befindet sich die Wüstung Volkmannrode. Obwohl das Dorf bereits Mitte des 15. Jh. wüst fiel, ist dort bis heute nicht nur ein Rest des Kirchturms, sondern auch ein einzigartiges Denkmal deutscher Rechtsgeschichte erhalten geblieben. Dies ist einem Antrag des Harz-Vereins für Geschichte und Altertumskunde zu danken, auf dessen Veranlassung die anhaltische Staatsregierung 1873 folgende Schutzmaßnahmen festsetzte: "1. die Linden werden von der Holznutzung ausgeschlossen; 2. die geringen Kosten . zur Erhaltung der Gerichtslaube, eines Gebäudes von geringem Umfange und ohne irgendwelchen architektonischen Schmuck werden von der herzoglichen Bauverwaltung übernommen, 3. die Kirchenruine wird vor absichtlicher Schädigung geschützt." In der Folge kümmerten sich die Gemeinde Abberode und ehrenamtliche Helfer um den denkmalgeschützten Ort, und so erwarten den Wanderer gepflegte Bänke und eine Informationstafel im Schatten alter Bäume bzw. im Schutz des Vordachs der Gerichtslaube. Nach Voranmeldung kann man sich sogar beim Kaminfeuer in der Gerichtslaube bewirten lassen. Das taten hier bis ins 19. Jh. hinein auch Richter, Schöffen und Schreiber, Fronbote und weitere Personen, wenn sie zweimal jährlich (um Walpurgis und Michaelis) tagten. Sie waren zuständig für Feld-, Wald- und Jagdfrevel. Gerichtspflichtig waren die Bauern umliegender Orte. Zum Herbsttermin hatten sie ihre Zinsen und Steuern abzuliefern. Zwei Familien aus jedem Dorf waren von der Teilnahme am Gericht befreit, um in dieser Zeit Forellen für das Gerichtsmahl zu fangen.

Information:
Reit- und Sporthotel Nordmann, Tel.: 034742/9500

Gedenkstein für J. G. v. Langen in Braunlage

Auch eine "Wanderung" in den oberen Braunlager Kurpark, wo ein Gedenkstein aus Wurmberggranit für Johann Georg von Langen errichtet wurde, ist in mehrfacher Hinsicht lohnend: Im Kurpark wachsen Baumarten aus vielen Teilen der Welt, von der Steinsklippe eröffnet sich ein sehr schöner Ausblick auf den heilklimatischen Kurort. Johann Georg von Langen, mal als Forstmeister, mal als Oberjägermeister geehrt, war auch der erste Leiter der Porzellanmanufaktur Fürstenberg. Er wurde am 22. Mai 1699 in Oberstadt/ Thüringen geboren und starb am 25. Mai 1776 in Jaegersborg bei Kopenhagen. Seine berufliche Laufbahn begann er als Page am Hof des Fürsten Ludwig Rudolph in Blankenburg. Der Fürst schickte ihn als "reisenden Jäger" an andere Höfe, damit er sein Wissen im Jagdund Forstfach vervollkommnen möge. Das zahlte sich aus, denn v. Langen führte später in den Wäldern des Fürstentums eine nachhaltige Forstwirtschaft ein: Flächen wurden vermessen, Standorte kartiert, Nadelholzflächen durch Saat oder Pflanzung künstlich begründet, die Baumart Lärche eingeführt, die Umtriebszeit auf 40 Jahre erhöht . 1737 rief ihn dann König Christian VI. von Dänemark und Norwegen. Gemeinsam mit seinem Bruder Franz Philipp von Langen, dem westlich von Braunlage auch ein Gedenkstein gewidmet ist, leitete er die Vermessung der norwegischen Forste und erarbeitete eine Forstordnung für Norwegen. Initiator der baugleichen Gedenksteine für die Brüder V. Langen und das Kartoffeldenkmal an der Alten Tanner Poststraße war der zeitweise in Braunlage tätige Herzogliche Oberförster Karl Hermann Langerfeldt (1814-1890). Heute kann der Besuch aller drei Denkmäler gut zu einer interessanten Wanderung rings um Braunlage verbunden werden.

Informationen:
www.braunlage.de

Hoyerstein bei Gerbstedt

Wie die Ottonen bevorzugten auch die Kaiser aus dem fränkischen (salischen) Hause den Harz mit seinen Randgebieten als Sitz und Basis der Reichsgewalt. Doch diese entglitt ihnen insbesondere als nach dem Tod Heinrichs III. die Krone an seinen sechsjährigen und damit noch unmündigen Sohn Heinrich IV. überging. Als dieser schließlich die Herrschaft antrat, befand sich keines der Herzogtümer in seiner Hand. Wie er kämpfte auch sein Sohn um die Wiedererlangung des verloren gegangenen Reichsguts. Bald jedoch stand Heinrich V. (seit 1105 Kaiser) eine enge Fürstenopposition ge gen über: Markgraf Wiprecht von Groitzsch, Landgraf Ludwig von Thüringen und Graf Sieg fried von Orlamünde schlossen 1113 ein Bündnis gegen ihn, doch ihre Truppen wurden bei Warnstedt nahe Quedlinburg durch Graf Hoyer von Mansfeld niedergeschlagen. Daraufhin verbündete sich Wiprecht III., der Sohn des Markgrafen, mit den sächsischen Großen. Wenig später standen sich nahe dem heutigen Welfesholz die kaiserlichen Ritter unter dem Befehl des kaiser treuen sächsischen Grafen Hoyer von Mansfeld und die Gefolgsleute des oppositionellen Sachsenherzogs Lothar von Süpp lingenburg, dem späteren Kaiser Lothar III., gegenüber; unter den Gefolgsleuten Lothars auch Bischoff Reinhardt von Halber stadt und sogar niederrheinisch-westfälische Fürsten. Der Legende nach soll der kaiserliche Feldmarschall am 10. Februar 1115, dem Vorabend der Schlacht, siegesgewiss seine Faust in einen Feldstein gesteckt und folgende Worte gesprochen haben: "Ich Graf Hoyer echt geboren, hab noch keine Schlacht verloren. So wahr ich greif in diesen Stein, auch diese Schlacht muss meine sein." Doch der Graf fiel und die Schlacht war verloren. Der "Hoyer- oder Löcherige Stein" steht heute im Schatten alter Bäume zwischen Welfesholz und Gerbstedt.

Informationen:
Dauerausstellung zur Schlacht am Welfesholz im Keller der Gutskapelle Welfesholz: Anmeldung bei Herrn von Stromberg (034783-31103) oder bei Frau Pokorny (0172-3569945)

Denkmäler als Wanderziele

Was unterscheidet Wanderer von Spaziergängern? Wanderer pflegen einen ausdauernden rhythmischen Gehstil, sie planen ihre Tour unter Zuhilfenahme von Karten und Literatur. Die Spaziergänger hingegen pflegen einen schlendernden Gehstil und sind schon zufrieden, sich an der frischen Luft die Beine zu "vertreten". Wanderer suchen die körperliche Herausforderung, wollen Natur erleben und Neues kennen lernen. So vermeiden sie es, immer wieder dieselben Wege zu benutzen. Neue Wege zu finden, heißt aber in der Regel neue Ziele zu suchen! Solche Ziele können Denkmäler sein. Doch Denkmäler sind mehr als Wanderziele! Es sind kunstvoll gestaltete Stätten der Erinnerung an Personen oder Ereignisse. Sie geben den Menschen, die sie besuchen, Einblicke in die Geschichte der Harzlandschaft und die sie umgebende Harzregion. Harz und Harzvorland sind Landschaften voller Erinnerung. Zeugnisse der mehr als tausendjährigen Kulturgeschichte begegnen dem aufmerksamen Besucher auf Schritt und Tritt. Der Regionalverband Harz e. V. hat aus der Vielzahl der Bewerbungen im Rahmen seines Naturparkwettbewerbs sieben Denkmäler als besondere Empfehlung ausgewählt. Er spannt damit einen Bogen von der Schlacht am Welfesholz im hohen Mittelalter bis zur Wiedervereinigung Deutschlands. Er beschreibt Denkmäler an überregionalen Wanderwegen wie dem Lutherweg oder dem Weg Deutscher Kaiser und Könige. Denkmäler wie der preisgekrönte Luisentempel oder der Gedenkstein für einen verdienten Forstmann drücken in hervorragender Weise das Selbstverständnis und die Sichtweise der Zeit aus, in der sie errichtet wurden. Mit dem Klage- und Rügegericht Volkmannrode wird schließlich deutlich gemacht, dass der Denkmalbegriff heute oft weiter gefasst wird und mit gutem Grund erhaltenswerte Bau-, Natur- und Bodendenkmäler einschließt.


Text: Dr. Klaus George & Günter Piegsa
Foto: George

Faltblatt Naturpark-Wettbewerb 2008 zum downloaden:

RVH Naturpark-Wettbewerb 2008.pdf (661,9 KiB)