Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Quallen auf Baumstämmen?

Ein Schleimrübling kommt selten allein. (Foto: VDN/Marco Gebert)

 

Auf alten Buchen wächst im Herbst der Buchenschleim- rübling Oudemansiella mucida. Seine transparente Kappe erinnert an Meeresquallen. Der Pilz zeigt einen naturnahen Wald mit reichen Alt- und Totholzbeständen an, wie z. B. im FFH-Gebiet „Spaltenmoor östlich Friedrichsbrunn“.

 

Wie er wächst

Der Buchenschleimrübling wächst zumeist büschelförmig auf altem oder totem Holz der Rotbuche. Seltener ist er auch auf anderen Laubbäumen wie Ahorn oder Eiche zu finden. Durch seine Farbe und schleimige Oberfläche ist er kaum mit anderen Pilzen zu verwechseln. Er ist jedoch nicht zum Verzehr geeignet.

Der Pilz wächst auf toten oder alten Rotbuchen. (Foto: RVH/Schäfer)

Wie er sich ernährt

Wächst der Buchenschleimrübling an alten Bäumen, so gilt er als Altersparasit. Der Pilz ernährt sich dann schmarotzend von den Säften der Rotbuchen. Stirbt der Baum schließlich ab, geht der Pilz zur saprobiontischen Ernährung über. Er ernährt sich dann vom toten Holz. Der Pilz ist damit ein wichtiges Element im Stoffkreislauf des Waldes. Er zersetzt das tote Holz und macht somit Nährstoffe und -salze für neues Pflanzenwachstum wieder verfügbar.

Rund die Hälfte des FFH-Gebietes Spaltenmoor östlich Friedrichsbrunn ist Totalreservat. Hier findet keine forstwirtschaftliche Nutzung statt. Reiche Tot- und Altholzbestände haben sich gebildet. (Foto: RVH/Schäfer)

Lebendiges Totholz

Doch nicht nur der Buchenschleimrübling, sondern auch zahlreiche andere Pilze, Insekten, Flechten und Moose kommen in und am toten Holz vor. Allein für die Rotbuche wurden in Deutschland 650 Käferarten nachgewiesen, die an das Holz des Baumes gebunden sind. Viele Insekten, die im Totholz leben, sind dabei selten oder gar vom Aussterben bedroht. Warum? In den heutigen Wirtschaftswäldern gibt es kaum noch Alt- und Totholzbestände, wie sie in einem naturbelassenen „Urwald“ vorkommen würden.

Die Waldschnepfe stochert in den sumpfigen Gebieten mit ihrem langen Schnabel z. B. nach Regenwürmern. (Foto: JJ Harrison/wikimedia commons)

FFH-Gebiet im Netzwerk NATURA 2000

Bedeutende Totholzbestände finden wir im Naturschutzgebiet (NSG) Spaltenmoor bei Friedrichsbrunn. Das Gebiet war von der Anhaltischen Staatsregierung bereits 1923 unter Schutz gestellt worden. Heute ist es als Fauna(Tiere)-Flora(Pflanzen)-Habitat(Lebenraum)-Gebiet Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000. Neben dem Buchenschleimrübling wachsen hier u. a. das seltene Sumpf-Streifensternmoos sowie das Strohgelbe Schönmoos. Kopfhornschröter, Gefleckter Halsbock, Grüner Edelscharrkäfer und Mopsfledermaus sind weitere schützenswerte Arten, die hier leben. Das FFH-Gebiet liegt eingebettet in das ausgedehnte EU-Vogelschutzgebiet „Nordöstlicher Unterharz“. Es ist wichtiger Brut- und Lebensraum für Schwarzstorch, Raufußkauz, Schwarzstorch und Waldschnepfe. 

Den Pilzen auf der Spur

Um den sensiblen Lebensraum nicht zu beeinträchtigen, herrscht im Naturschutzgebiet Spaltenmoor Wegegebot. Außerhalb der Naturschutzgebiete und des Nationalparks Harz können jedoch im Wald Pilze gesammelt werden. Auch bei erfahrenen Pilzsammlern kommt es vor, dass unbekannte Pilze im Korb landen. Bei Pilzausstellungen können eigene Exemplare zur Bestimmung durch Experten mitgebracht werden.

Die Verwaltung des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz in Roßla, Hallesche Straße 68a, öffnet am Samstag, dem 11. Oktober 2014 für eine Frischpilzausstellung ihre Pforten. Der erfahrene Pilzberater Jürgen Peitzsch steht an diesem Tag von 10.00 bis 16.00 Uhr für Fragen bereit.