Tanzende Jugendliche © Dr. Klaus
Tanzende Jugendliche © Dr. Klaus

Thomas Rosenlöcher

 

Thomas Rosenlöcher (Foto: privat)

Mit der Preisverleihung würdigte der Regionalverband Harz ROSENLÖCHERs 1991 erschienenes Werk " Die Wiederentdeckung des Gehens beim Wandern. Harzreise". Zur Zeit der Währungsunion am 1. Juli 1990 machte sich ROSENLÖCHER auf, "einmal für ein paar Tage in den Harz wandern zu gehen... nun, da Deutschland wieder eins werden sollte."

Auf dem Weg hält er Beobachtungen und Eindrücke fest, die sich zu einem nachdenklichen, witzigen und nicht selten kurios-verblüffenden Bild Deutschlands in jener historischen Wendezeit fügen. Das Buch enthält Gedanken, die auch in der Erinnerung kommender Generationen ihren Platz finden werden. In den Zeilen von ROSENLÖCHERs "Harzreise" schimmern, inmitten der ihn umgebenden Euphorie, all die Probleme der deutschen Einheit auf, die das kommende Jahrzehnt prägen sollten. Gerade dadurch leistet sein Buch einen Beitrag zum besseren Verständnis der Entwicklung der letzten Jahre und zum Zusammenwachsen Deutschlands, das nur in wenigen Regionen so intensiv erlebt werden kann wie im Harz.

Im Jahre 10 nach Herstellung der politischen Einheit zeichnet der Regionalverband Harz mit dem Kulturpreis Harz einen Autor aus, der mit seiner "Harzreise" ein Stück Geschichtsschreibung von hohem historischen Wert und unveränderlicher Aktualität vorgelegt hat. THOMAS ROSENLÖCHER ist jedoch nicht in erster Linie politischer Chronist, er ist vor allem einer der begabtesten deutschen Schriftsteller der Gegenwart, dessen Sprache gleichermaßen von poetischem Gefühl wie von bodenständigem Witz und Ironie geprägt ist. Ohne die klassischen Vorbilder GOETHE und HEINE zu verleugnen, schafft ROSENLÖCHER mit seinem Buch eine ganz neue, eigene Form der Harzliteratur. Seine "Harzreise" wurde vom langjährigen Vorsitzenden des Regionalverbandes Harz, Quedlinburgs ehemaligem Landrat DIETER ZEHNPFUND, als "witzigster und geistreichster" Beitrag zur jüngeren Harzliteratur wie auch zur deutschen Einheit gewertet.

THOMAS ROSENLÖCHER wurde 1947 in Dresden geboren, wo er auch heute noch lebt. Nach seinem Studium der Literatur am Leipziger Johannes-R.-Becher-Institut erregte er 1990 erstmals größere Aufmerksamkeit mit seinem Dresdner Tagebuch " Die verkauften Pflastersteine". Mit dem Ende der DDR und den Turbulenzen des darauf folgenden Umbruchs hatte er sein literarisches Thema gefunden, zu dem er in den nächsten Jahren immer wieder zurückkehren sollte. Seinen Ruf als poetischer Chronist der Wende festigte ROSENLÖCHER nicht nur mit seiner literarischen Harzreise, sondern in der Folgezeit auch mit seinen Gedichtbänden "Die Dresdner Kunstausübung" und "Ich sitze in Sachsen und schau in den Schnee" oder auch mit seinen Aufzeichnungen "Ostgezeter. Beiträge zur Schimpfkultur". In allen Werken erweist sich der Dichter als scharfer - und scharfzüngiger - Beobachter des geeinten Deutschlands, der sich sowohl gegen die "political correctness" wendet, die jede Befindlichkeit im Ost-West-Verhältnis leugnet und damit Gleichmacherei betreibt, als auch gegen nostalgisch verklärte Erinnerungen. Der mit 5.000,00 DM dotierte Preis wurde anlässlich des jährlichen Walpurgis-Empfanges des Regionalverbandes Harz am 28. April in Aschersleben verliehen.