St.-Gangolf-Kirche auf dem Kupferberg Hettstedt
Text: Otto Spieler
Vermutlich gab es schon vor ca. 5.000 Jahren Kupferbergbau im Mansfelder Land. Die beiden legendären Bergknappen Nappian und Neuke haben also den Kupferschiefer auf dem Kupferberg in Hettstedt um 1200 wieder entdeckt. Der Name „Kupferberg“ lässt sich vor 1200 nicht nachweisen. Die Figuren der beiden Bergmänner sind in Stein gehauen und im Heimatmuseum Eisleben zu sehen. Um 1930 wurden Kopien angefertigt, die im Mansfeld-Museum Hettstedt ausgestellt sind.
Um 1200 sind die Herren von Arnstein Besitzer des Kupferberges und bauen dort eine Kapelle sowie ein kleines Hospital. Die Kapelle wird der Jungfrau Maria und später dem heiligen Gangolf geweiht. In der Chronik der Grafschaft Mansfeld von CYRIAKUS SPANGENBERG heißt es: „… ein Kirchlein in der Ehre der Mutter Gottes und St. Gundulfi mit Vergunst der Herrschaft gestiftet und ein Heuslein darneben gebauet für arme, alte und gebrechliche Bergleute, so ihr Brot nicht mehr erwerben können …“ Im Jahr 1223 löst Graf ALBERT VON ARNSTEIN mit Zustimmung des Hettstedter Pfarrers HEINRICH VON DROHNDORF die Kapelle aus dem dortigen Pfarrverband und übereignet sie dem Kupferberg. In den folgenden Jahren kommen weitere Ländereien dazu. Seit 1225 haben Hospital und Kapelle einen eigenen Pfarrherrn, der 1231 vom Bischof FRIEDRICH ZU HALBERSTADT konfirmiert und bestätigt wird. Graf WALTER VON ARNSTEIN und seine Mutter Mechthild beschließen 1250, das Hospital zu einem Kloster auszubauen. Fünf Jahre später bewilligt Bischof VOLLRATH VON HALBERSTADT den Bau des Jungfrauenklosters des Augustinerordens, mit dem auch gleich begonnen wird. Die Umsiedlung des Klosters vom Kupferberg in das inzwischen neu errichtete Kloster zu Oberwiederstedt erfolgt 1261. Ende der 1260er Jahre ordnet Bischof VOLLRATH VON HALBERSTADT an, dass der Kupferberg und Oberwiederstedt eine Pfarre werden sollen und ein Kapellan für den Kupferberg zuständig sein soll. Um 1400 werden Kapelle und Hospital zur gotischen Dorfkirche mit Sakristei, Vorhalle, Flügelaltar und Holzbalkendecke umgebaut. Im Jahr 1539 kauft CASPAR RÖDER aus Großörner mehrere Grundstücke auf dem Kupferberg und errichtet dort ein Gut (später Engelsgarten genannt). Im gleichen Jahr sterben auf dem Kupferberg 80 Personen an der Pest.
Nach der Säkularisierung nehmen die evangelischen Grafen von Mansfeld auch den Kupferberg in ihren Besitz. Im Jahr 1561 verpfänden sie das Klostergut Oberwiederstedt mit dem Kupferberg für 14.000 Gulden an den kursächsischen Rittmeister JAKOB VON BLANKENBURG, behalten sich aber die hohen peinlichen Halsgerichte (Todesstrafe) auf dem Kupferberg vor, welche sie zum Amt Friedeburg schlagen. Ende des 16. Jh. schreibt SPANGENBERG, dass der Kupferberg ein besonderer, eigener Ort, von der Stadt abgeschieden, von vielen bewohnt ist und sogar einen eigenen Rat, Kirche und Pfarrer hat und zum Amt Friedeburg gehört. Weitere Pestwellen und Brände folgen im 17. Jh. Im Jahr 1634, vielleicht auch schon früher, erwirbt die Familie von Hardenberg das Klosteramt in Oberwiederstedt. Dort kommt 1772 der Dichter FRIEDRICH VON HARDENBERG (genannt Novalis) zur Welt. Von der Mitte des 17. Jh. bis zur Mitte des 19. Jh. steigt die Einwohnerzahl auf dem Kupferberg stark an – von 50 auf 294 Personen. Ab der Mitte des 19. Jh. ist eine Schule auf dem Kupferberg belegt. 1879 wird die Eingemeindung nach Hettstedt vollzogen. Fünf Jahre später folgt die Eingemeindung der St.-Gangolf-Kirche. 1895 wird eine pneumatische Orgel des Orgelbauers WILHELM RÜHLEMANN mit zwei Manualen, Pedal und zwölf Registern in die Kirche eingebaut. Letzte Baureste des Röderschen Gutes werden 1931 in einen Hausneubau einbezogen.
Um 1975 wird die St.-Gangolf-Kirche geschlossen. 1991 fasst die Hettstedter Stadtverordnetenversammlung den Beschluss, die älteste Kirche der Stadt und außerdem die älteste Bergmannskirche der Region zu übernehmen. Zwei Jahre später erfolgt nach der Entweihung der Kirche die Übergabe mit Grund und Boden an die Stadt Hettstedt. Eine 1994 durchgeführte Unterschriftensammlung bewies, dass die Bevölkerung großes Interesse an der Restaurierung der Kirche zeigte. Ein Jahr später wurde der Förderverein „Gangolfkirche Hettstedt e. V.“ gegründet. In den folgenden Jahren wird die Kirche mit Hilfe großzügiger Spenden und Fördermittel außen und innen saniert. Anlässlich der 800-Jahrfeier des Mansfelder Kupferschieferbergbaus wird 1999 eine Gedenktafel aus Kupfer an der St.-Gangolf-Kirche angebracht. Inzwischen sind über 1 Mio. Euro verwendet worden um aus einer verfallenen und fast vergessenen Kirche wieder ein jahrhundertealtes Kleinod der Region zu schaffen. Die Stadt Hettstedt und der Förderverein haben es geschafft, mittlerweile auch die Rühlmann-Orgel zu restaurieren. Nun finden in der Kirche eine Fülle von Veranstaltungen wie Orgelkonzerte, Ausstellungen, Vorträge usw. statt.
Kontakt:
Förderverein St.-Gangolf-Kirche e. V.
Ansprechpartnerin: Waltraud Hornickel
Telefon: 03476 552583
Molmecker Straße 53
06333 Hettstedt