Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Schwarzspecht- Trommler und Türöffner

Mit aufmerksam gespitzten Ohren kommen wir in alten heimischen Laubwäldern nicht an ihm vorbei. Seine Rufe und das charakteristische Trommeln hallen als erste Frühlingsboten schon in sonnigen Wintertagen durch die Wälder und begleiten den Spaziergänger noch tief bis in den Sommer hinein.

Spechthaus

Der auch „Holzkrähe“ genannte Vogel besticht durch den markanten schwarz-roten Farbkontrast und ist damit gut von anderen, heimischen Spechtarten zu unterscheiden. Das weithin hörbare Trommeln hat vielerlei Aufgaben: Wie alle Vertreter aus der Familie der Spechte zimmert der Schwarzspecht Baumhöhlen als Schlaf- und Brutstätte in geeignete Bäume. Er ist dabei auf alte Laubwälder und Bäume mit großem Stammdurchmesser angewiesen. Der Schwarzspecht beschränkt sich nicht auf eine Höhle auf Lebenszeit, sondern legt mehrere Gemächer an. Darüber ist wiederum eine Vielzahl anderer Waldbewohner sehr dankbar. Der Schwarzspecht wirkt als Türöffner für viele andere Waldbewohner. Über 50 Tiere sind „Nachmieter“ in Spechthöhlen oder vertreiben den Schwarzspecht gar aus seinen eigenen vier Wänden. Auf Schwarzspecht-Wohnraum sind zum Beispiel Hohltaube, Dohle sowie Rauhfußkauz angewiesen. Aber auch für Fledermäuse, Eichhörnchen, Bienen, Hummeln und Wespen ist die Höhle des Schwarzspechts eine unentbehrliche Schlaf-,Brut- und Schutzstätte im Wald.

Spechtsprache

Zwei Schwarzspechte an einer Rotbuche. Während der Brutzeit schließen sich die Einzelgänger zusammen und kümmern sich gemeinsam um die Aufzucht der Jungen. Foto: VDN/Sonja Haase

Neben dem Höhlenbau dient das Trommeln der Futtersuche: Da die Leibspeise des Schwarzspechts gut versteckt unter der Baumrinde sitzt, muss er die Ameisen und Käferlarven erst freilegen. Dafür nutzt er, wie zum Höhlenbau, seinen kräftigen Schnabel und fabriziert dabei ein charakteristisches „Schnitzmuster“ in die Borke. Bevor wir den Schwarzspecht sehen, hören wir Ihn. Wir können zwischen dem ganzjährig vernehmbaren Rufen sitzend „kliäh“ und fliegend „kri-kri-kri“ sowie den frühlingshaften Balzrufen (kwih-kwih-kwih-kwihk) unterscheiden. Neben seiner Stimme, nutzt der Specht auch das Klopfen zur Kommunikation: Die Reviergrenzen, Paarungsbereitschaft und „Beziehungspflege“ klärt der Schwarzspecht unter Zuhilfenahme des hölzernen Instruments Baumstamm.

Spechtkultur

Schauen wir auf unsere europäische Kulturgeschichte, stoßen wir bald wieder auf den schwarz-roten Gesellen: Im nordischen Altertum wurde der Schwarzspecht als heiliger Vogel des Donnergottes verehrt. Auch wird ihm eine Verbindung zum Kriegsgott Mars nachgesagt. Als Orakelvogel war der Schwarzspecht im antiken Rom, Griechenland und bei den Germanen bekannt. In der Sage um die Gründung Roms soll der Schwarzspecht, neben der Wölfin, die Geschwister Romulus und Remus versorgt haben. Der Hintergrund des „Schluckspechts“ liegt in der Vorliebe der Spechte für die Frühjahrssäfte der Bäume. Sein Rufen galt einst als „Wettervorhersage“ und kommenden Regen.

Spechtgebiet

Mit seinem kräftigen Schnabel fertigt der Schwarzspecht beliebten Wohnraum im Wald. Foto: VDN/Sonja Haase

Europa trägt Verantwortung für den Schwarzspecht. Nach der Vogelschutzrichtlinie von 1979 sind unter anderem Schutzgebiete für seltene Vogelarten einzurichten. Das Vogelschutzgebiet mit dem Namen „Nordöstlicher Unterharz“ liegt direkt vor unserer Haustür: Es erstreckt sich zwischen Rappbodetalsperre, Meisdorf, Ballenstedt und Friedrichsbrunn. Dieses Gebiet, in dem auch das Selketal liegt, wurde auf europäischer Ebene wegen seiner besonderen Bedeutung als Brut- und Lebensstätte bedrohter Vogelarten ausgezeichnet. Vogelschutzgebiete, wie der „Nordöstliche Unterharz“ sind Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks mit dem Namen NATURA 2000. Der Specht und sein charakteristisches Rufen und Hämmern kann sehr gut von ausgeschilderten Wanderwegen im gesamten Selketal gehört und der Vogel mit etwas Glück erspäht werden.

Hören Sie hier das Schwarzspechttrommeln und Beispiele für die verschiedenen Rufe des Spechts „zur Probe“ um ihn auf der nächsten Wanderung wiederzufinden http://www.planet-schule.de/spechte/content/wissen/themen/spechtsprache.html#7