Naturpark-Blick bei Osterode am Harz
Naturpark-Blick bei Osterode am Harz

Der Rotmilan Milvus milvus – Roter Drache und König der Lüfte

Die charakteristische Rotmilan-Silhouette am Himmel Foto: VDN/Helga Meltzer

Der Rotmilan, auch Gabelweihe genannt, ist eine majestätische Erscheinung. Im nord-östlichen Harzvorland ist seine charakteristische Silhouette am Himmel beinah alltäglich. Dabei ist die Gabelweihe eine echte Besonderheit: Über 60 % des weltweiten Gesamtbestandes konzentrieren sich auf Deutschland. Im Harzvorland erreicht der Rotmilan seine größte Bestandsdichte weltweit!

Seine Beute tötet der Rotmilan häufig mit seinem spitzen Schnabel Foto: VDN/Fritz Bosch

Roter Drache

Mit einer Flügelspannweite von bis zu 180 cm, seinen schmalen Flügeln und dem charakteristisch rostroten, gegabelten Schwanz ist der Rotmilan ein beindruckender und eleganter Vogel. FRIEDRICH SCHILLER (1759-1805) nannte ihn einst „König der Lüfte“. Zumeist gleitet er ohne viele Flügelschläge durch die Lüfte, während der Gabelschwanz unablässig steuert. Im Englischen heißt der Rotmilan daher auch „red kite“ - Roter Drache. Der Kopf ist grau-weiß gefärbt, das Gefieder überwiegend braun-rot. Die Füße des Milans leuchten gelb. Der charakteristische Rotmilan-Ruf „uuu-wiuwiuwiu-wiuuuu“ ertönt besonders im Frühjahr. Zu hören gibt es ihn hier http://www.nabu.de/aktionenundprojekte/vogeldesjahres/2000-derrotmilan/index.html

Während der Brut sind Rotmilane sehr störungsanfällig Foto: VDN/Siegfried A. Walter

Dem Menschen auf der Spur

Der Rotmilan konnte lange Zeit gut neben dem Menschen leben, denn er braucht die menschgeschaffene Kulturlandschaft: Ackerland und Viehweiden mit Baumreihen, Waldränder und Feuchtgebiete sind geeigneter Lebens- und Brutraum. Hier findet er während seiner Suchflüge Beutetiere wie Feldmäuse, Maulwürfe, Hamster und Singvögel. In geeigneten Bäumen wie Buchen, Eichen und Pappeln legt der Rotmilan seine Horste zumeist in einer Astgabel an.

In den ausgedehnten, dichten Rapsfeldern findet der Rotmilan keine Nahrung. Foto: VDN/Günter Müller

Vom Menschen bedroht

Da der Rotmilan ein nur sehr eingeschränktes geografisches Verbreitungsgebiet hat, reagiert er anfällig auf Veränderungen seines Lebensraumes. Sehr eindrücklich kann dies am Rotmilan-Bestand im nordöstlichen Harzvorland erläutert werden: Das Gebiet mit der weltweit höchsten Dichte (!) an Rotmilanen erlebte in den 1990er Jahren einen massiven Bestandseinbruch von 50 %. Hintergründe waren vor allem die Veränderungen in der Agrarwirtschaft: Die Intensivierung der Landwirtschaft sowie der massive Anbau von Energiepflanzen raubten dem Rotmilan die Nahrung. Die riesigen, dichten Raps- und Maisfelder sind für den Greifvogel eine leblose Fläche; keine Maus und kein Hamster ist mehr zu erspähen. Strommasten und zunehmend auch Windkraftanlagen fordern zudem viele Todesopfer unter den Rotmilanen.

Der Rotmilan hat seine größte Dichte weltweit im nordöstlichen Harzvorland. Foto: VDN/U. Scheithauer

Vor Ort geschützt

Insbesondere Deutschland und Sachsen-Anhalt tragen Verantwortung für den Rotmilan. Nach der EU-Vogelschutzrichtlinie von 1979 ist der Vogel eine besonders geschützte Art, für deren Erhalt und Fortbestand geeignete Schutzgebiete einzurichten sind. Hier, direkt vor unserer Haustür, liegt mit dem EU-Vogelschutzgebiet „Nordöstlicher Unterharz“ eines der größten in ganz Sachsen-Anhalt. Es ist Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000. Das Gebiet erstreckt sich zwischen Rappbodetalsperre, Thale, Meisdorf, Harzgerode, Friedrichsbrunn und Hasselfelde und ist bedeutender Lebens- und Brutraum für eine Vielzahl seltener Vögel. Neben dem Rotmilan sind hier Schwarzstorch, Wanderfalke, Sperlingskauz, Grauspecht, Wasseramsel und Zwergschnäpper zu Hause. Vom vorwiegend bewaldeten Schutzgebiet „Nordöstlicher Unterharz“ mit Bode- und Selketal gelangt der Rotmilan schnell in sein Jagdgebiet im offenen Harzvorland.

Mehr erfahren und erleben

Es gibt noch vieles mehr über den Roten Drachen zu erfahren. Das Heineanum in Halberstadt hat allein dem Rotmilan in der Museumsscheune, Voigtei 48 eine umfassende Ausstellung gewidmet. Die ganze Familie kann hier über eindrucksvolle Präparate und Darstellungen staunen, aber auch selbst aktiv werden und entdecken. Ein Besuch lohnt sich! Geöffnet hat die Ausstellung Dienstag bis Sonntag von 13.00 bis 17.00 Uhr, während der Wintermonate von November bis März von 13.00 bis 16.00 Uhr. Nach Absprache mit dem Museum Heineanum sind Führungen und Veranstaltungen möglich: Tel. 03941 551474 oder 03941 621245 oder per E-Mail: .

Einblick in die Rotmilan-Ausstellung Foto: Dr. Bernd Nicolai