Moder, Baumsaft und Geweih – der Hirschkäfer
Die Larve des größten heimischen Käfers, des Hirschkäfers Lucanus cervus, hat sich über Jahre unterirdisch in geeigneten Wurzelstöcken von Bäumen entwickelt. Nun, im Juni, schlüpft der Käfer und geht auf Partnersuche. Nach der Paarung ist das kurze Leben der erwachsenen Käfer zumeist schon im Juli vorbei.
Hirschkäfer-Ausstehen
Die Männchen des größten heimischen Käfers können bis zu 7 cm lang werden, die Weibchen sind deutlich kleiner. Das charakteristische und namengebende Geweih der Männchen wird aus vergrößerten Mundwerkzeugen gebildet. Er nutzt sie bei Rivalenkämpfen und bei der Paarung. Die Römer trugen das „Geweih“ einst symbolisch als Amulett. Zur Nahrungsaufnahme ist es jedoch äußerst ungeeignet: Die männlichen Käfer können nur austretende Pflanzen- und Fruchtsäfte lecken und saugen.
Hirschkäfer-Leben
Nur einen sehr kleinen Teil seines Lebens verbringt der Hirschkäfer oberirdisch! Von Ende Mai bis Anfang Juli sind die imposanten Käfer zumeist zur Abenddämmerung in Waldnähe zu entdecken. Die Weibchen locken dann mit einem Sexuallockstoff (Pheromon) die Männchen an. Nach erfolgreicher Paarung sucht das Weibchen nach einem geeigneten Eiablageplatz. Zumeist werden die Eier an alte Wurzelstöcke bis zu 50 cm tief ins Erdreich abgelegt. Nach dem Schlupf arbeitet sich die Larve in und durch das modernde Holz. Über mehrere Jahre (!) zersetzt die Larve das Holz schließlich gemeinsam mit Pilzen und Mikroorganismen zu nährstoffreichem Humus. Ist die Zeit gekommen, verpuppt sich die Larve und überwintert als Käfer im Erdboden. Je nach Witterung schlüpfen die Käfer Ende Mai um bald darauf, im Juli, zu sterben.
Hirschkäfer-Lebensraum
Entscheidend für das Vorkommen des Hirschkäfers sind alte, morsche Bäume zur Eiablage und für die Larvenentwicklung. Besonders Eichen, aber auch alte Obstbäume haben es dem Käfer angetan. Somit konzentrieren sich die Tiere auf lichte Wälder, Waldränder, alte Parks und Streuobstwiesen. Die erwachsenen Käfer brauchen Bäume und Büsche um sich zu verstecken, zu fressen und um auf ihre Schwärmflüge zu starten. Die versteckte Lebensweise führt dazu, dass es zur Verbreitung und Häufigkeit des Hirschkäfers große Kenntnislücken gibt. Der anhaltende Verlust von altem und totem Holz raubt dem Käfer Lebensraum. Daher wird das Insekt u. a. nach der Fauna (Tierwelt)-Fauna (Pflanzenwelt)-Habitat (Lebensraum)-Richtlinie besonders geschützt und steht zudem auf der Roten Liste als „stark gefährdet“.
Hirschkäfer im Südharz
Zwischen Grillenberg im Westen, Hergisdorf und Ahlsfeld im Osten erstreckt sich das FFH-Gebiet „Gipskarstlandschaft Pölsfeld und Breiter Fleck im Südharz“. Es ist ein Teil des europaweiten Schutzgebietsnetzwerks Natura 2000, das sich aus FFH- und EU-Vogelschutzgebieten zusammensetzt. Wahrscheinlich lebt in den ausgedehnten Labkraut-Eichen-Hainbuchenwäldern auch der Hirschkäfer. Neben dem seltenen Insekt kommen hier auch weitere geschützte Tiere wie Geburtshelferkröte, Mittelspecht, Bechsteinfledermaus und Wildkatze vor. Auch seltene Orchideen wie Waldvöglein, Stattliches Knabenkraut und Vogelnestwurz sind hier heimisch.
Hirschkäferaktion
Um bessere Kenntnisse über den Käfer zu erlangen und seinen Schutz zu optimieren, können unter anderem auf der Seite http://www.hirschkaefer-suche.de/ Sichtungen gemeldet werden. Ein Fangen des Käfers ist in jedem Falle untersagt!
Eine Rundwanderung ausgehend von Grillenberg führt am Samstag, 20. Juni um 9:30 Uhr durch das FFH-Gebiet „Gipskarstlandschaft Pölsfeld und Breiter Fleck im Südharz“. Auf der dreistündigen Rundwanderung machen die Wanderführerinnen Monika Bluschke und Thea Siebenhüner (Natur- und Landschaftsführerin des Biosphärenreservats) sowie Anne Schäfer (Regionalverband Harz) auf die Besonderheiten der Landschaft, der Wälder und Wiesen rund um Grillenberg aufmerksam. Treffpunkt ist der Parkplatz Waldbad in Grillenberg. Festes Schuhwerk und Rucksackverpflegung wird empfohlen. Für Rückfragen steht Frau Schäfer unter 03946 – 964122 zur Verfügung.